Denkmalsturz: Melanie Boieck im Interview

In dieser Folge unserer Interviewreihe „Denkmalsturz“ spricht Kim Sebastian Todzi mit Dr. Melanie Boieck, die ihre Dissertation zu „Post-Kolonialem Erinnerungsbewusstsein in Hamburg“ geschrieben hat.

Sie beleuchtet im Interview die Hintergründe der Errichtung des Wissmann-Denkmals an der Universität Hamburg 1922. Ursprünglich in Daressalam (Tansania) errichtet, war das Denkmal 1919 im Zuge der Abgabe der deutschen Kolonien in das Imperial War Museum in London überführt worden. Dabei macht Dr. Boieck deutlich, wie sehr die Geschichte des Denkmals mit dem hundertjährigen Jubiläum der Universität Hamburg verbunden ist: Beispielsweise war Justus Strandes, einer der Senatoren, die sich maßgeblich für die Gründung der Universität eingesetzt hatten, auch einer der Verantwortlichen dafür, dass das Wissmann-Denkmal überhaupt nach Hamburg kam. Strandes, der 1879-1889 für das Hamburger Unternehmen Hansing & Co. in Sansibar tätig gewesen war, engagierte sich als hanseatischer Gesandter in Berlin dafür, das Denkmal in seine Heimatstadt Hamburg zu überführen, nachdem es zusammen mit Denkmälern für Carl Peters und Hans Dominik den Briten abgekauft worden war. Was für ein politisches Signal Strandes und die Gruppe um ihn damit senden wollten, erläutert Dr. Boieck im Interview. Die Standortwahl für das Wissmann-Denkmal gerade an der relativ frisch gegründeten Universität Hamburg war dabei alles andere als ein Zufall: Als Sitz des ehemaligen Kolonialinstitutes, aus dem die Universität hervorgegangen war, assoziierten viele Hamburger*innen das heutige Hauptgebäude weiterhin mit den früheren Kolonien. Bis die Hamburger Studierenden sich mit dieser kolonialen Vergangenheit der Universität auseinandersetzten, verging auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs noch einige Zeit. Was im Folgenden nach den Denkmalstürzen mit dem Denkmal geschah, legt Melanie Boieck in einem Ausblick am Ende dar.

Denkmalsturz

Universität Hamburg
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Ein Projekt der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“ erinnert an das Jubiläum des Denkmalsturzes an der Universität Hamburg.

In der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November 1968 stürzten Studierende der Universität Hamburg zwei Denkmäler vor dem Hauptgebäude der Universität. Bei den vom Sockel Gestürzten handelte sich um die beiden Kolonialoffiziere Hermann von Wissmann (1853-1905) und Hans Dominik (1870-1910). 1922 war das Wissmann-Denkmal vor dem Hauptgebäude der Hamburger Universität eingeweiht worden. Ursprünglich war es 1909 in Dar es salaam (Tansania – heute Partnerstadt Hamburgs) errichtet und durch Koloniallobbyisten nach dem Ersten Weltkrieg nach Hamburg geschafft worden, um damit an der Universität einen zentralen Gedenkort für die im Ersten Weltkrieg verlorenen deutschen Kolonien zu schaffen. 1935 wurde dann das ursprünglich für Yaoundé (Kamerun) geplante Denkmal für Hans Dominik gegenüber dem Wissman-Denkmal aufgestellt.

Seit Beginn der 1960er Jahre gab es Kritik an den Denkmälern. 1967 versuchten Studierende der Universität mehrere Male das Wissmann-Denkmal zu stürzen, um damit die Ehrung des deutschen Kolonialismus zu kritisieren und auf das Erbe des „permanenten Kolonialinstituts“ (so der Titel einer damaligen Asta-Publikation) aufmerksam zu machen. Nach einem erfolgreichen Versuch, baute die Universität das Denkmal jedoch wieder auf. Am 1.11.1968 kam es dann zum letzten und endgültigen Sturz sowohl des Wissmann- als auch des Dominik-Denkmals.

Die Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“ hat mit Beteiligten, ZeitzeugInnen und ExpertInnen gesprochen, um dieses wichtige Ereignis für die kritische Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte zu beleuchten.

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