Die Ethnologie hat einen weiten Weg zurückgelegt. Auch wenn Soziologie und Ethnologie gemeinsam der Sozialen Netzwerkanalyse in ihrer heutigen Form zur Geburt verhalfen, wurde die Methode im Zuge einer stärkeren Mathematisierung jedoch für viele – nicht in formalen sozialwissenschaftlichen Methoden ausgebildete – Ethnologen wenig zugänglich. Dieser Trend kam erst Ende der 1980er Jahre durch eine verstärkte formale Methodenausbildung innerhalb der amerikanischen Ethnologie (Anthropology) zum Stehen. Nun wird die Soziale Netzwerkanalyse durchaus als fruchtbare Ergänzung für ethnologische Ansätze betrachtet. Sie dient darüber hinaus dem Zweck, Daten zu erheben sowie ethnologische Konzepte zu operationalisieren. Letztendlich ermöglicht und ermutigt die Soziale Netzwerkanalyse die Ethnologie dazu, auch nicht-traditionelle Untersuchungsgegenstände zu wählen und zu betreten, wie etwa das Internet oder sogar Forschungsstationen am Südpol.
Im Rahmen der Vortragsreihe 2009/10 "Netzwerke in Medien und kulturellen Prozessen" des Exzellenzclusters der Universitäten Trier und Mainz unterrichtet Dr. Christopher McCarty von der University of Florida, Gainesville über die Geschichte der Sozialen Netzwerkanalyse und den gegenwärtigen innovativen Anwendungen dieser Methode innerhalb der Ethnologie. Abschließend gibt er einen kurzen Überblick zu Möglichkeiten von „Netzwerkinnovation“ in dieser Disziplin.